Betroffene ansprechen und motivieren
Ansprache von Lese- und Schreibschwierigkeiten als Chance
Betroffene ansprechen und motivieren
Überblick
Thema:
Ansprachetipps und Motivationsmöglichkeiten
Zeit:
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Für Fachkräfte in Einrichtungen der aktiven Arbeitsförderung gehört die Ansprache von Maßnahmeteilnehmenden auf vorliegende Förderbedarfe in der Regel zum beruflichen Alltag. Das Thema der Lese- und Schreibschwierigkeiten und einer diesbezüglichen Ansprache kann jedoch neu sein. Wie können Betroffene auf das Thema angesprochen und motiviert werden?
Positive Rahmenbedingungen
Das Maßnahme-Setting bietet neben zahlreichen konkreten Lese- und Schreibanlässen den Vorteil, dass es sich bereits um Orte des Lernens und Förderns handelt. Eine wichtige Grundlage für eine vertrauensvolle Ansprache von Lese- und Schreibschwierigkeiten bildet die bereits
vorhandene Beziehung zwischen den begleitenden Fachkräften und den Teilnehmern*innen. Diese Rahmenbedingungen bieten eine besondere Chance für die Ansprache von Lese- und Schreibschwierigkeiten.
Ansprachetipps
Bei der Ansprache auf das Thema Lese- und Schreibschwierigkeiten empfiehlt es sich, Folgendes zu berücksichtigen:- Diskrete Ansprache unter vier Augen und unter Zusage von Verschwiegenheit ermöglichen
- Anlassbezogene Ansprache wählen und das Problem klar benennen, z. B. „Sie haben Schwierigkeiten beim Ausfüllen des Formulars.“
- Ansprache in Konfliktsituationen vermeiden
- Multiple Problemlagen berücksichtigen (eventuell haben die Bearbeitung anderer Probleme Vorrang)
- Bedeutung von Lesen und Schreiben für Arbeit und Alltag klären
- Auf große Anzahl von Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten hinweisen
- Über Hilfen, Lernangebote und Ansprechpartner vor Ort bzw. in der Nähe informieren
- Beim nächsten Schritt unterstützen
- Eventuell zuständigen Kostenträger in den Prozess der Vermittlung miteinbeziehen
- Private Vertrauenspersonen (z. B. Partner oder Partnerin) involvieren
- Zur Veränderung Mut machen und motivieren
- Bei Lernhindernissen und organisatorischen Fragen unterstützen
Motivationsmöglichkeiten
Eine Erweiterung der Lese- und Schreibkompetenz kann neue Möglichkeiten, aber auch die Veränderung bestehender sozialer Gefüge (wie z. B. das Wegfallen von Helferrollen, neue Selbstständigkeit etc.) mit sich bringen. Es geht daher oft auch um den Mut zur Veränderung. Lesen und Schreiben zu lernen bedeutet wesentlich mehr als die Erweiterung einer einzelnen Kompetenz.
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Stärkung des Selbstbildes des Teilnehmers bzw. der Teilnehmerin und des Glaubens an die eigene Fähigkeit zur Veränderung durch: positive Rückmeldungen, den Austausch über bestehende Talente und Hobbys und/oder das Herausarbeiten von früheren positiven Erfahrungen.
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Existierende Bedenken hinsichtlich vorhandener Lernangebote abbauen, indem über geeignete Lernangebote für Erwachsene vor Ort informiert wird. Neben Präsenzangeboten sind auch Formen des Online-Lernens möglich.
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Argumente und Anreize für ein Lese- und Schreibtraining gemeinsam analysieren, welche die intrinsische Motivation stärken (z. B. Angst vor Entlassung, Wunsch nach beruflicher Veränderung, Kinderwunsch).
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Unterstützung der Teilnehmer*innen bei der Einbeziehung privater Vertrauenspersonen. Diese können den Lernprozess begleiten, bei Motivationsproblemen helfen und ggf. alte Rollenmuster im gemeinsamen Prozess verändern.
Welche Ansätze können Betroffene ermutigen, sich Ihrem Problem zu stellen?
Kapitel:
Geringe Literalität
Der deutsche Volkshochschulverband hat zu den immer noch unterschätzten Lese- und Schreibschwierigkeiten bei (jungen) Erwachsenen Informationen für Fachkräfte in Einrichtungen der Arbeits- und Ausbildungsförderung zusammengestellt.
Die Online-Broschüre enthält zusätzlich Links und Filme, die den Einstieg in die Thematik erleichtern.