Mit welchen Strategien probieren Betroffene ihre Lese- und Schreibschwierigkeiten zu verbergen?
Die vier Beispiele zeigen, worauf Sie achten können.
Geringe Literalität erkennen
Hilfestellungen für Fachkräfte, um vorhandene Anzeichen von Lese- und Schreibschwierigkeiten festzustellen.
Geringe Literalität erkennen
Überblick
Thema:
Strategien und typische Ausreden erkennen
Zeit:
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Eine erfolgreiche berufliche Eingliederung von Maßnahmenteilnehmenden ist nur möglich, wenn diese über eine gute Lese- und Schreibkompetenz verfügen. Laut einer Expertise des BAG ÖRT leiden jedoch rund ein Drittel der Teilnehmenden in Maßnahmen der Jugendsozialarbeit an geringer Literalität. Wie lässt sich dieser schnell und bewusst feststellen?
Strategien erkennen
Nicht alle Betroffenen gehen offen und selbstbewusst mit ihren Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben um.Für einige ist das Thema eventuell hoch emotional und sie haben Strategien entwickelt, ihre Defizite zu verbergen.
Folgende sechs Strategien kommen häufig zum Einsatz und können ein Hinweis auf Lese- und Schreibschwierigkeiten sein:
- Delegation
- Hinwegtäuschen
- Vermeidung
- Hinweise im Verhalten
- Hinweise beim Schreiben
- Auswirkungen auf die mündliche Sprache
1
Vermeidung
Sie vermeiden Lese- und Schreibanlässen, indem sie z.B. nur telefonisch und persönlich Kontakt aufnehmen, sich bei Erstkontakten krankmelden oder an schriftnahen Aktivitäten nicht teilnehmen.
2
Delegation
Sie übertragen Aufgaben an Dritte „Können Sie das nicht schnell machen?“, nehmen Formulare mit nach Hause oder bringen für Schreibauträge Begleitpersonen mit.
3
Täuschung
Sie täuschen über Lese- und Schreibschwierigkeiten hinweg, indem sie vorgeschobene Gründe nennen wie „Brille vergessen“ oder „Hand verletzt“.
4
Hinweise
Darüber hinaus lassen sich Hinweise im Verhalten (z.B. keine oder falsche Reaktion auf schriftliche Mitteilungen), beim Schreiben (z.B. auffällige Schreibtempo, verkrampfte Stifthaltung, ungeübtes Schriftbild) und in der mündlichen Sprache (z.B. undeutliche Aussprache) ausmachen.Typische Ausreden
Gering literalisierte Erwachsene finden Wege, das Lesen und Schreiben im Alltag zu vermeiden. Folgende Rechtfertigungen können Hinweise für Probleme sein:- „Ich habe meine Brille vergessen.“
- „Ich habe meine Hand verletzt.“
- „Die Schrift ist zu klein. Ich kann das nicht lesen.“
- „Ich habe die Einladung nicht erhalten.“
- „Machen Sie das doch bitte. Sie können das besser.“
- „Das Formular nehme ich mit, ich mache das Zuhause.“
Situationen schaffen
Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten bewältigen ihren Alltag bzw. die beruflichen Anforderungen durch eine hohe Gedächtnisleistung, Flexibilität und Kreativität. In folgenden Situationen können Defizite dennoch eindeckt werden:- Beim Ausfüllen von Formularen
- Beim Verfassen von Berichten
- Beim Ausführen von Arbeitsaufträgen (bei welchen Lesen und Schreiben benötigt wird)
- Beim Hinterlassen von Kurzmitteilungen
- Beim Berichten von chronologischen Abläufen
Kapitel:
Geringe Literalität
Der deutsche Volkshochschulverband hat zu den immer noch unterschätzten Lese- und Schreibschwierigkeiten bei (jungen) Erwachsenen Informationen für Fachkräfte in Einrichtungen der Arbeits- und Ausbildungsförderung zusammengestellt.
Die Online-Broschüre enthält zusätzlich Links und Filme, die den Einstieg in die Thematik erleichtern.